Bis unser Roman bei euch Leser:innen im Buchregal landet, durchlaufen wir Autor:innen im Wesentlichen sechs entscheidende Phasen:
- Ideenentwicklung, Exposé, Bangen um einen Vertrag bzw. SP-Überlegungen
- Schreiben, schreiben, schreiben.
- Mehrmaliges Überarbeiten
- Abgabe, Lektorat, nochmals Überarbeiten
- endgültige Abgabe der Druckfahne
- Veröffentlichung, Marketing, Rezensionen
Der heutige Autor_innensonntag beschäftigt sich mit den zwei letzten Punkten und der Frage: Fallen wir in ein Loch nach Veröffentlichung unseres Romans?
Ich kann die Frage nur mit einem Nein beantworten, denn zwischen der endgültigen Abgabe und der Veröffentlichung liegen bei einem Verlagsvertrag viele Monate, i.d.R. über ein halbes Jahr. In dieser Zeit ist man gedanklich schon mit ganz anderen Projekten beschäftigt. Der Veröffentlichungszeitpunkt ist daher eine stressige Zeit, in der man sich vorkommt, als würde man auf zwei Hochzeiten tanzen. Mit dem Kopf bereits im neuen Projekt, überlegt man, wie man die Leser:innen für den bereits fertigen und gedanklich schon als „erledigt“ abgehakten Roman begeistert, liest Rezensionen von einem Buch, das man nicht mehr ändern kann und überlegt sich, ob man daraus irgendeinen Nutzen für künftige Projekte gewinnt. Keine Zeit für ein Tief, eher ein Bangen, Hoffen, Jubeln oder Rückschläge einstecken. Und nebenbei versucht man, am neuen Projekt weiterzuschreiben, den Abgabetermin einzuhalten.
Das berüchtigte Tief stellt sich bei mir in Form eines Feeling-Blue-Gefühls nach Punkt 5, also der Abgabe der Druckfahne, ein. Wenn es irgendwie geht, nehme ich mir dann ein paar Tage frei, um durchzuschnaufen, Abschied von den lieb gewonnenen Figuren und der entwickelten Welt zu nehmen und den Kopf frei für neue Ideen zu bekommen. Dieses Abschiednehmen ist für mich wichtig, auch, um nicht an den Figuren kleben zu bleiben und unbewusst in einem neuen Roman ähnliche Figurenkonstellationen zu entwerfen.