Das Lied der Wölfe
Die Autorin Rena Fischer arbeitete nach ihrem BWL-Studium einige Jahre in Irland und Spanien, bevor sie anfing, Bücher zu schreiben. Auf Reisen kommen ihr immer die besten Schreibideen für ihre Jugendbücher und Romane.
Die leidenschaftliche Liebe zu den unendlichen Weiten der schottischen Highlands hat sie zu ihrem aktuellen Roman »Das Lied der Wölfe« inspiriert und sie zu den Writing Sassenachs geführt, was den Wortfinderinnen in die Hände gespielt hat, denn wir wollten ihr schon länger unsere drei Fragen stellen.
Drei Fragen
Was bedeuten dir das Schreiben und die Literatur?
Rena: Lesen ist schon in frühester Kindheit meine große Leidenschaft gewesen. Später habe ich mich mit verschiedenen Literaturepochen und -stilen auseinandergesetzt und bin nach wie vor fasziniert von der Vielfalt der sprachlichen Möglichkeiten, davon, wie man mit Worten Bilder malen kann und wie Fiktion beim Lesenden kurzzeitig zu Realität werden kann, man echte Emotionen durchlebt, obwohl man sich der Nicht-Realität des Gelesenen doch bewusst ist. Das einmal selbst bei anderen Menschen zu erreichen, selbst zum Schreibenden zu werden, ist für mich ein lang gehegter Traum.
Angefangen habe ich mit dem Schreiben etwa mit elf Jahren. Damals waren diese chinesischen Tagebücher mit Seideneinband und Illustrationen wie Drachen, Segelboote, etc. in Mode. Ich habe sie mit eigenen Geschichten, Erlebnissen oder Fanfiction gefüllt. Später brachte ich Kurzgeschichten, Anekdoten und Reiseabenteuer zu Papier.
Den Mut, meine Gefühlserfahrungen – denn nichts anderes sind Bücher für mich – zu veröffentlichen, habe ich erst spät gefunden. Zunächst stand der Brotjob im Vordergrund. Meine Geschichten sind nicht autobiografisch, aber ich verarbeite darin Gefühle, Gedanken und Erfahrungen.
Schreiben bedeutet für mich:
– in langen Nächten die Worte zu schleifen, bis mir die Serifen um die Augen sprühen,
– in die Gefühlswelt meiner Figuren zu tauchen und mich in fremden Welten zu verlieren,
– zu lachen, zu weinen und mein Herz und das meiner Leser*innen in Stücke zu reißen, um es hinterher mit neuer Hoffnung und Zuversicht und neuen Einblicken wieder zusammenzusetzen,
– neue Erkenntnisse über Menschen, fremde Berufe und ferne Welten zu sammeln,
– Lesen ist 3D, Schreiben ist Virtual Reality.
»Manchmal braucht man den Mut, zu springen, auch wenn unter einem Haie schwimmen.«
Ein Zitat aus einem meiner Jugendbücher. Und das Leben ist einfach zu kurz, um nicht Geschichten zu schreiben, die man nicht selbst gerne mehr als einmal lesen möchte, in denen man immer wieder andere Facetten entdeckt, neue Farben, neue Muster, wie in einem Kaleidoskop. Geschichten, die einem beim Tippen die Finger und das Herz verbrennen.
Wie lautet dein wichtigster Tipp für angehende Autor:innen?
Rena: Horcht in euch hinein, welche Geschichten in euch schlummern und überlegt, was ihr selbst gerne lesen wollt. Natürlich kommt man als professionelle AutorIn nicht darum herum, den Buchmarkt im Auge zu behalten. Aber letztendlich kann man nur erzählen, was einem selbst auf dem Herzen liegt, wofür man brennt, was einen bewegt. Aktuellen Strömungen hinterherzujagen, halte ich für wenig zielführend.
Aus diesem Grund sind meine Bücher meistens auch ein – von Verlagen oft nicht gern gesehener – Genremix. Außerdem kann ich nur raten, sich eine gute Literaturagentur zu suchen. Es ist im Schreiballtag nicht unwichtig, jemanden an der Seite zu haben, der einen vom Literaturhimmel fallend auffängt und die marktwirtschaftliche Sichtweise der Verlage erklärt
Eine Liste seriöser Literaturagenturen findet man beispielsweise bei der Textmanufaktur.
Was verbindest du/was verbindet dich mit Schottland?
Dennoch schwärme ich heute noch von der unglaublichen Weite der Landschaft, das überwältigende Lichtspiel des Himmels, Wolken, die sich zu Nebelbänken herabsenken, purpurnen Hügeln, einsamen Seen und Regenbogen über Regenbogen. Edinburgh im Sommer zur Festivalzeit zu erleben, ist ein Erlebnis für sich. Die Atmosphäre der Stadt hat mich vollkommen gefangen genommen.
So vieles hätte ich gerne noch gesehen und so beschloss ich, mich in Gedanken auf die Reise zu machen, wenn ich Schottland schon nicht erneut real besuchen konnte. So ist die Geschichte von Kaya und Nevis und „Das Lied der Wölfe“ entstanden.