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Schubladendenken in der Literatur

Enlight191

"Was ist denn nun Ihr Buch?“

Am liebsten würde ich diese Frage mit „Sagen Sie es mir!“ beantworten. Keine gern von Lektor:innen gehörte Antwort. Die Verlagswelt presst unsere Gedankenwelten in Schubladen, etikettiert und katalogisiert unsere Fantasie und manchmal kommt man sich dabei vor wie beim Militär: „Handschuhe, Kampf, Winter, grau“. Ihr Blickwinkel ist ein gänzlich anderer. Um zu verkaufen, müssen Bücher in Buchhandlungen einsortiert und dem Leser die Auswahl erleichtert werden.
„Sie kennen Ihr Buch am besten, also bitte, worüber schreiben Sie?“

Ich schreibe über die Liebe. Aber auch über den Tod.

„Es sind nur Liebe und Tod, die die Dinge ändern“, hat Khalil Gibran gesagt. 

Ich schreibe darüber, was das Leben und unsere Erfahrungen aus uns machen. Meine Jugendbücher sind ein fantastischer, düsterer Zerrspiegel der Realität, Märchenwelten, die Emotionen oft leichter transportieren und uns einen unvoreingenommeren Fokus auf die Handlung erlauben, denn: das ist ja alles nicht real.
In meinen Erwachsenenromanen interessieren mich die inneren Abgründe, unsere Zerrissenheit und Unsicherheit im Umgang mit anderen Menschen. Das, was uns am meisten bewegt, unsere Sehnsüchte, Hoffnungen und Ängste. 

Meine Geschichten haben oft harte Kapitelschnitte und sind sehr actionlastig. Also, was schreibe ich?

Ein Genremix ist heißes Eisen für die Verlage. Chosen wurde als Romantasy verkauft, obwohl ich diese Reihe zu 80% dem Bereich Thriller zuordnen würde. Doch ich schreibe darin auch über die Liebe und es gibt jede Menge fantastische Elemente. Von mir aus, Romantasy.

Elbendunkel zeichnet eine düstere Zukunft, in der Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten das Leben meiner Figuren bestimmen. Die Reihe  verknüpft Fantasy mit Science Fiction und Gesellschaftskritik und auch hier geht es um Liebe und vor allem Vertrauen, der Nährboden, der Liebe überhaupt erst wachsen lässt.

In "Das Lied der Wölfe" beschäftige ich mich mit den Folgen, die das Schweigen über prägende Geschehnisse in der Vergangenheit bei Menschen auslösen kann. Wie kann man nach solchen Ereignissen zurück ins Leben, zu einer neuen Liebe finden?

Liebe ist tatsächlich ein einendes Element in all meinen Romanen. Einfach, weil sie für mich eine der stärksten Emotionen ist, die unser Leben bestimmen. Ich habe kein Problem damit, zu sagen, dass ich Liebesromane schreibe. Aber auch das steckt einen sofort in eine Schublade. Ein Thriller, den ich geschrieben habe, steckt noch „in der Schublade“, weil er sich nicht eindeutig Schubladen zuordnen lässt.

An manchen Tagen macht mich dieses Denken wütend und erinnert mich an meine Kindheit, in der es noch „Bücher für Jungen“- und „Bücher für Mädchen“-Regale gab. Wer meine Romane kennt, ahnt, vor welchem Regal ich mit dem Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, stand.

An anderen Tagen verstehe ich, wie schwierig es auch für die Verlagsmitarbeiter:innen ist, die Bücher, die sie mit Herzblut begleitet haben, dem Buchhandel und am Ende den Leser:innen schmackhaft zu machen. Vielleicht liegt es einfach an uns allen, beim nächsten Buchhandlungsbesuch nicht in die gewohnten Ecken zu gehen, sondern in verschiedenen Genrebereichen zu stöbern und jedem Buch ganz unvoreingenommen die Chance zu geben, unser Herz zu erobern.

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